Auf dieser Seite möchte ich zwei Kollegen meiner schönen Zunft und ihre meisterlich gefertigten Arbeiten präsentieren.
Fritz Glotzmann
Am 6. Dezember 1918 im heute tschechischen Mährisch- Trübau geboren und als Buchbinder ausgebildet, legte bereits 1942 seine Meisterprüfung ab. 1945 verschlug es ihn mit seiner Frau Christl nach ihrer Vertreibung nach Wien, wo er eine Anstellung bei der berühmten Buchbinderei Bakala (ehem. k. und k. Hoflieferant) fand. Er erwarb sich den Respekt seines zuerst skeptischen Arbeitgebers durch handwerkliches Geschick, ein Gespür für Ästhetik und eine gesunde Portion Selbstbewusstsein. Doch das Leben eines angestellten Buchbinders schien nichts für Fritz Glotzmann zu sein, und so machte er sich, mit Hilfe seiner Frau, 1952 selbstständig. Bei der Firma Bakala konnte er sein künstlerisches Talent auch in der anspruchsvollen Arbeit ausleben; damit war es in seiner Selbstständigkeit leider vorbei. Doch er schuf auch weiterhin, nun eben für sich selbst, Bucheinbände von nicht nur handwerklicher Perfektion, sondern auch beeindruckender kreativer Einzigartigkeit. Am 28. Februar 2013 verstarb mein lieber Freund und Mentor und hinterließ mir seine Büchersammlung. Da finden sich Bände von einer Qualität, wie ich sie sonst nur in Büchern über Bucheinbandkunst gesehen habe. Die Entwürfe sind modern, dekorativ, anspruchsvoll und meisterlich ausgeführt. Die Bandbreite seines Könnens kommt auch in der Vielzahl verwendeter Materialien zum Ausdruck. Sein bevorzugtes Material war bis zuletzt das schwer zu verarbeitende Pergament, aus dem er nicht nur seine unzähligen Alben, sondern auch außergewöhnliche Kassetten mit Pergament-Treibarbeiten und raffinierten Verschlüssen nach japanischem Vorbild fertigte. Hier einige seiner Werke:
Carla Schwenkner
Geboren am 20. März 1897 in Königsberg (damals Ostpreußen), begann ihre Buchbinderlaufbahn nach ihrem Abschluss im Lyzeum Königsberg. Ihre dreijährige Lehre beendete sie 1921 als erste „Lehrlingin“ (laut Gesellenprüfungszeugnis) mit ausgezeichnetem Erfolg. Bereits fünf Jahre später bestand sie ihre Meisterprüfung in Berlin, wieder mit ausgezeichnetem Erfolg, und war damit die erste gelernte Buchbindermeisterin Deutschlands.
Sie hatte ein sehr künstlerisches Berufsleben in Deutschland. Ihr Alter verbrachte sie bis zu ihrem Tod am 9. Dezember 1984 in der Nähe ihres Neffen in Laxenburg nahe bei Wien. Es war ihr Wunsch, dass ihr Buchbinder-Erbe auf jeden Fall eine Buchbindermeisterin bekommen sollte. Ich durfte nicht nur ihre Zeugnisse nebst persönlicher Korrespondenz mit ihrem Mentor Paul Kersten (einem berühmten Berliner Buchbinder der Jahrhundertwende) entgegennehmen, sondern auch ihr liebevoll gepflegtes Werkzeug und einige Bücher (darunter die Meisterstücke), die sie gebunden hatte.